Wenn ein Konflikt zwischen zwei Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen deren Leistung schmälert, sollten Sie als Führungskraft intervenieren. Analysieren Sie den Konflikt und berücksichtigen Sie dabei die drei Elemente, die einen Konflikt kennzeichnen:
- eine wechselseitige Abhängigkeit der Beteiligten
- Verletzungen auf der Beziehungsebene
- eine Nichtbeachtung gegenseitiger Interessen
Fragen Sie sich also in der Vorbereitungsphase:
- Welche Abhängigkeiten bestehen?
- Welche Signale für eine mangelnde Wertschätzung gibt es und was haben Sie in dieser Hinsicht beobachtet?
- Welche Auswirkungen hat der Konflikt auf die Leistung der Konfliktbeteiligten und des Teams?
- Welche Bedürfnisse und Interessen der Konfliktpartner oder des Teams werden (vermutlich) nicht beachtet?
- Welche Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen sind folglich am Konflikt beteiligt?
- Welche Rolle spielen Sie selbst?
Bevor Sie eine Konfliktmoderation erwägen und anbieten, klären Sie, ob den Beteiligten der Konflikt bewusst ist, wie groß deren Leidensdruck ist und ob sie bereit sind, Zeit und Energie in eine Lösung zu investieren? Sollten Sie selbst am Konflikt beteiligt sein, erwägen Sie die Moderation des Konfliktes durch einen unbeteiligten Dritten.
Für die Konfliktmoderation hat sich folgender Ablauf bewährt:
1. Schritt: Regeln festlegen
Vereinbaren Sie Regeln für das Gespräch, z. B., dass die Beteiligten sich gegenseitig ausreden lassen und Inhalte des Gespräches vertraulich behandelt werden.
2. Schritt: Das Ziel klären
Wenn die Beteiligten zum Gespräch voller Emotionen kommen, sagen Sie zunächst einige Worte zum Thema Konflikt. Erläutern Sie z. B., dass Konflikte entstehen, wenn sich Anforderungen ändern, Mitarbeiter überlastet sind oder Arbeitsaufgaben nicht klar abgegrenzt sind. Sagen Sie dann, dass es im Gespräch um die Lösung des Konflikts geht, dass das Gespräch aber zunächst lösungsoffen ist und keiner der Beteiligten eine Lösung akzeptieren muss, die seine Bedürfnisse nicht berücksichtigt. Klären Sie dann mit den Beteiligten das Thema. Das kann z. B. die Klärung von Zuständigkeiten und Abläufen oder die Aushandlung einer neuen Arbeitsbeziehung sein. Achten Sie darauf, dass an dieser Stelle keine Forderungen gestellt oder Lösungsvorschläge gemacht werden.
3. Wünsche und die dahinterstehenden Bedürfnisse sammeln
Wir haben nicht gelernt in Bedürfnissen zu denken. Geben Sie den Konfliktpartnern deshalb eine Liste mit grundlegenden Bedürfnissen (z. B. Ordnung, Wertschätzung, Respekt, Effektivität, Harmonie). Eine Übersicht über grundlegende Bedürfnisse finden Sie z. B. im Buch von Rosenberg, M. B.: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens aus dem Jungermann-Verlag.
Bitten Sie die Beteiligten auf einem Formblatt z. B. folgende Frage zu beantworten und die folgenden Satzanfänge fortzusetzen, um eigene Bedürfnisse und Wünsche an den anderen Konfliktpartner zu formulieren:
„Was ist es, was Sie brauchen, um effektiver zu arbeiten? Welche Bedürfnisse sind Ihnen wichtig?“
„Ich wünsche mir, dass Sie die folgenden Aktivitäten beibehalten, …, weil….“
„In der Zusammenarbeit würde mir helfen, wenn Sie Folgendes häufiger/anders tun würden: …., weil…“
„In der Zusammenarbeit würde mir helfen, wenn Sie Folgendes seltener/nicht mehr tun würden: …., weil…“
4. Verständnis klären
Kopieren Sie ausgefüllten Formblätter oder hängen Sie sie auf, sodass jeder sie lesen kann. Bitten Sie die Konfliktpartner, die Bedürfnisse und Wünsche des jeweils anderen mit eigenen Worten zu formulieren. „Sie wünschen sich….“ „Sie wollen, dass ich …“ Der andere soll die Aussage entweder bestätigen oder korrigieren. Bitten Sie als Moderator ggf. um Beispiele für das gewünschte Verhalten.
5. Gemeinsam Lösungen suchen, bewerten und aushandeln
In einem Brainstorming bitten Sie die Beteiligten, alle Lösungen vorzuschlagen, die ihnen einfallen. Alle Lösungen dürfen genannt werden, auch ganz „verrückte“ und ungewöhnliche oder auf den ersten Blick unrealistische Lösungen sind gewünscht. Diese Vorgehen soll helfen, den Lösungsraum zu erweitern. Anschließend erfolgt eine Überprüfung der entwickelten Lösungsvorschläge. Die Parteien bewerten die Optionen, markieren Lösungsvorschläge, die ihnen am ehesten geeignet erscheinen und wählen eine passgenaue Lösung aus, die ihre in Schritt 3 und 4 erarbeiteten Bedürfnisse, Interessen und Wünsche möglichst umfänglich erfüllt und von ihnen als gerecht wahrgenommen wird. Achten Sie als Moderator darauf, dass das Aushandeln ein Geben und Nehmen ist.
6. Absprachen treffen
Notieren Sie alle getroffenen Absprachen so genau wie möglich in einer Vereinbarung. Zudem können Vereinbarungen zum Umgang mit etwaig auftretenden zukünftigen Problemen getroffen werden.
7. Abschließen und Folgetermin vereinbaren
Vereinbaren Sie einen gemeinsamen Folgetermin, um zu überprüfen, ob die Absprachen eingehalten wurden und die Vereinbarung ggf. angepasst oder ergänzt werden muss.